Was Mensch so macht,

wenn er sich ausdrückt

Inquit-Formel

(Nicht zu verwechseln mit der Igitt-Formel)

Wir alle unterhalten uns nicht nur mit der Stimme.

Manche Menschen brauchen für ein Gespräch überhaupt keine Laute. Zudem existiert nonverbale Sprache auf vielen Ebenen, von Händen, über Füße, über Deuten, Zeigen - und es gibt Kulturen, da gehört Mimik zu den Vokabeln.

Grinsen ist dennoch kein Verb des Sagens. “Wieso? Es gehört doch zur Kommunikation!” ☹ Okay, schauen wir uns das mal an.

-.-.-.-.-

Es ist für die Leseerfahrung manchmal förderlich, wenn einer wörtlichen Rede ein Verb folgt, das aktive Lautbeschreibung darstellt, oder eben Kommunikation auf Basis von Sprachdarstellung, wie Gebärden.

“Ich mag Züge”, sagte er.

Nur Kommunikation darstellende Verben dafür zu nutzen ist keine Regel, es ist einfach ein Erfahrungswert - also eine Richtlinie, die die Wahrnehmung voranstellt und uns automatisch dazu bringt, Sätze so aufzubauen, dass Lesende ein “Erleben” beim Lesen haben.

“Ach so?”, fragte er. ✅ (Korrekt aber platt)

“Ach so?”, schmunzelte er. 🚩

Schmunzeln erzeugt keinen Ton.

“Ach so?”, fragte er mit einem Schmunzeln.✅

Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. “Ach so?”✅

”Ach so?”, fragte er amüsiert und schmunzelte.✅

Entscheide selbst, was eleganter klingt. Es ist sinnig, das Schmunzeln voranzustellen, denn so lesen wir die Aussage gleich mit dem richtigen Kontext. Das Bild eines schmunzelnden Mannes drängt sich uns auf und das “Ach so?” klingt automatisch passend zum Kontext amüsiert - oder vielleicht herablassend, wenn die Geschichte eben das aufzeigt. Oder er löst die Stimmung erst nach der Aussage auf:

“Ach so?”, fragte er direkt nach.
Ich stutzte. Dann erst sah ich das feine Schmunzeln. Dieser Mistkerl amüsierte sich über meine Probleme. ✅

Ein Wort kann man ruhig mal lachen, aber einen ganzen Satz? Den verlacht man eher. Auch das geht elegant:

“Ne, ne, ne”, verlachte er. Ich konnte ihn kaum verstehen, so sehr schüttelte er sich. ✅ (schief aber geht)

”Das weiß ich nicht”, platze es aus ihm heraus, die Worte vom Lachen verzerrt. ✅

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Aber was ist mit behaupten, erwidern, verneinen?
Auch das sind verbum dicendi - Verben des Sagens. Sie beschreiben eine kommunikative Tätigkeit.

Ich nutze das vor allem, wenn eine Unterhaltung sehr schnell dargestellt werden soll, oder besonders flüssig und ich wenig Beschreibung haben will. Damit sie sich zügig anfühlt. Und, wenn ich sichergehen möchte, dass der Kontext korrekt aufgefasst wird. Die Tätigkeit schwingt hier ja mit.

“Das kriege ich schon hin”, sagte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn.✅

“Das kriege ich schon hin”, behauptete ich schlagfertig.✅

Und es klingt eleganter, wenn nicht immer “sagen” vorkommt.

sagen ist auch ein - äußern, mitteilen, besprechen, bestätigen, meinen, urteilen, warnen, gebieten, vorwerfen, berichten, formulieren, umschreiben, behaupten, begründen, erzählen, befehlen, anführen, zusagen, mitteilen, entfahren, ergänzen etc.

Schiefe, aber mögliche “Inquits - mit Vorsicht zu genießen:

summen, grummeln, grunzen, knurren, fauchen, schnauben, flöten, gackern, brabbeln, nuscheln, sprudeln, ausstoßen, hervorstoßen, brummeln

Ich selber krieg ein wundervoll gegrunztes “Klar …” raus. Auch ein “Sicher!” lässt sich mal schnauben. “Zisch ab!” darf man fauchen, wobei das Fauchen hier mehr Schmuck und Kunst ist, als tatsächliche Beschreibung, ein Fauchen ist immer eher ein “Chhhhhhhh” Sound.
“Oh, aber natürlich” kann man in einem wunderschönen Tonfall flöten. Aber ganze Sätze ausstoßen? Nein. Ständig etwas ausstoßen? Abgase vielleicht.

“Nein, so was funktioniert nicht!”, keuchte er. 🚩 (Also klar, mit meinem Astma krieg ich das auch mal hin, aber … unschön)

“Nein!”, keuchte er. “So was funktioniert nicht.” ✅

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Sagen kann man auch weglassen, wenn anders klar wird, wer spricht und wie es gesagt wird. Tatsächlich ist das die häufigste Beschreibungsform von wörtlicher Rede. Im Lektorat eines Buches werden viele Inquits genau dazu umgestellt. So wenig Inquits wie möglich, so viele wie nötig. Manchmal sind sie nötig, für den Lesefluss, den Ausdruck, für Tempo.

“Karl, das geht so nicht”, sagte er und seufzte. 🚩

“Karl, das geht so nicht.” Er seufzte schwer. ✅

Manchmal sieht auch etwas nach einem Inquit aus - könnte sogar eines sein, aber so wie es genutzt wird, zerfällt es zu stauben.

“Ich grüße dich!”, grüßte sie. 🚩

“Hallo”, grüßte er. 🚩

“Oh!”, grüßte ich ungeschickt. ✅ (ja, aber vorsicht, ein adverb)

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Zuletzt noch die adverb-Falle. Darüber sprach ich oben schon. Adverben können schwache Inquits mal stützen, aber eleganter geht immer.

“Oh ich armer Tropf”, entfuhr es ihn besorgt, laut und unglücklich.🚩

Hier sind wir wieder bei “Show don’t tell”. Adjektive und Adverben setzen wir mit Vorsicht, sie müssen präzise sein - notwendig gar. Klar, ich weiß jetzt, er ist besorgt und unglücklich, aber fühle ich es durch den Satz auch?

“Oh ich armer Tropf!”, entfuhr es ihm laut. Sorgenfalten traten auf seiner Stirn hervor. Seine Unterlippe bebte. ✅

Die Beschreibung und der Kontext der ganzen Geschichte, der ja gegeben sein sollte, zeigt, dass die Figur unglücklich ist. Sie beschreibt, wie der Protagonist dieses Unglück der anderen Person überhaupt wahrnimmt. Immer besser zu wissen, wieso der Prota etwas weiß, als es uns nur zu sagen.

Wahrnehmung > Erklärung.

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Eine Sache noch: “Ich kann doch aber lächeln und sprechen? Also lächel ich meinen Satz”.

Lächeln hat etwas mit dem Mund zu tun, aber nicht alles, was mit dem Mund zu tun hat, ist Sprache. Du kannst auch beim Laufen sprechen, du kannst beim Baden sprechen, aber schreibst du deshalb:

„Das entspannt“, badete ich und sank tiefer ins Wasser. 🚩🚩🚩🚩

Ne, oder? Weil baden eine Tätigkeit z.B. von im Wasser herumliegen beschreibt. Und was beschreibt Lächeln? Das was deine Mundwinkel und Mimik macht, nicht die Stimmbänder.

Klare Beschreibungen helfen nicht nur, sich auf die direkte Wahrnehmung zu konzentrieren, du tust Menschen, die alles wortwörtlich nehmen, auch noch einen großen Gefallen - und das sind nicht wenige.

“Hilfe, ich schreibe immer so, ist mein Buch nun schlecht?”

Nö.

Und weißt du was? Es gibt durchaus Kunstgründe, mit Regeln zu brechen.

“Bist du dir da sicher?”, lächelte er. Der Satz summte von seinen Lippen, sie bewegten sich kaum. Es fühlte sich an, als erklang seine Stimme nur für mich, tief zwischen meinen Gedanken. Eine unheimliche Stille breitete sich in meinem Inneren aus.

Er hat einen Satz gelächelt. Das geht, weil wir so etwas manchmal genau so empfinden. Es mag schief sein, aber Stil darf schief sein. Ich würde es anders schreiben, aber ich verstehe, was gemeint ist und würde mich nicht daran stoßen.

Je präziser wir Wahrnehmung, Empfindung und Darstellung schreiben, desto besser können Lesende es aufnehmen. Darum geht es bei solchen Regeln - Präzision, um so viele Personen abzuholen, in unsere Geschichten zu zerren und ihnen noch mehr Geld für mehr Bücher aus der Tasche zu leiern, wie nur möglich.

"Und jetzt steh auf und schreib. Und wenn es nur im Kopf ist. Ich seh das, du willst es! Tu’s einfach.

Du brauchst mehr
Beschreibungen?

Gesicht

  • Lächeln, Grinsen, Zähne zeigen

  • Stirnrunzeln, Augenbrauen heben, Brauen senken, eine Braue heben, die Stirn in Falten legen

  • Augen rollen, Augen verdrehen, zur Seite sehen, Blinzeln, die Augen zusammenkneifen, Augen aufreißen, Augen heftig zusammendrücken, stark blinzeln gibt es auch, kneifen, petzen, tränende Augen, Wasser steht in den Augen, feuchte Augen, glänzende Augen, Augen reiben, schwere Augenlider, Schielen, intensiver Blick, Zwinkern, mit den Augen fixieren, stechender Blick, weicher Blick

  • Lippen beißen, auf der Lippe kauen, die Unterlippe einziehen, Lippen aufeinanderpressen, Lippen schürzen, Lippen spitzen, Lippen kräuseln, über die Lippen lecken, Zähne in der Unterlippe vergraben, Schmollmund machen, bebende, zitternde Lippen, die Zunge rausstrecken

  • Mund öffnen oder schließen, Mund offen lassen, Kussmund machen, Mund verziehen, Mund Winkel nach oben / nach unten ziehen, Zähneknirschen, mit der Zunge schnalzen

  • Die Nase rümpfen, Nase hochziehen, Nase kräuseln / runzeln, Nasenflügen aufblähen

  • Die Wangen aufblasen, auf der Wange kauen, die Wange einziehen,

  • Den Kopf neigen, Kopf schütteln, Kopf nicken, Kopf heben / senken

  • Unterdrücken von Lachern, Ächzern, Schnaubern

  • Gähnen, Sabbern, Schniefen, Triefen, Rotz und Wasser heulen

  • Grübchen, Falten, Furchen

Geräusche

  • Schnauben, grunzen, knurren, laut ausatmen, scharf die Luft einsaugen, seufzen, wimmern

  • Im sagen lässt sich

    • bebende Stimme, zitternde Stimme, raue, heisere, stotternd, hauchend, flüsternd, wispernd, stammelnd, melodisch, singsang, geflötet, gegurrt, mit einem Keuchen, Seufzen, Stöhnen, Ächzen, gegackert, mit einem Lachen, Kichern, Grollen, Brummeln, grummeln, meckern, zetern, fluchen, die Stimme erheben, die Stimme senken, “Ssh” machen, “pff” machen. Brüllen, Rufen, Schreien. Weinen, Wimmern, Jammern. Von Sagen über Fragen, nachhaken, erwidern, fortfahren, über anpflaumen, stocken, pressen, würgen, drohen, knurren

Körper

  • Schultern zucken, die Arme verschränken, mit den Armen gestikulieren, die Arme ausbreiten, Schultern krümmen

  • Die Hände bewegen, Klatschen, Hände reiben, mit den Fingern trommeln, mit den Fingern schnipsen, Finger auf die Lippen legen, Finger verschränken, Hände in den Schoß legen

  • Die Hände auf die Hüften setzen, die Hände in die Luft werfen, mit den Händen ringen, Hand vor den Mund halten, mit der Hand zur Nase und sich die Nasenwurzel reiben, Schläfen reiben, Kopf auf die Hand stützen, Hand zum Kinn, Hand gegen die Stirn schlagen, sich über die Augen reiben, offene Hände zeigen, mit den Fingern zeigen / deuten, beide Hände auf den Tisch / Knie schlagen, Hände reiben, Hände auf die Brust “What me?”, Nase zuhalten

  • Abwenden, Zuwenden, sich drehen, sich wiegen, beugen, strecken

  • Den Kopf schütteln, wiegen, beugen, drehen, Kopf zurückwerfen, Kinn heben, Kinn vorschieben, Kiefer zusammenpressen

  • Die Füße stampfen, strampeln, wippen

  • Erstarren, Erzittern, Beben, Bibbern, Schlottern, Rucken, Zucken, Wackeln, Wippen

  • Wir hüpfen, treten von einem Bein aufs andere, wippen genervt mit dem Fuß, stellen die Füße nach innen, schaukeln hin und her, schlagen die Beine übereinander, treten von einem Fuß auf den anderen

  • Den Rücken gerade machen, die Brust herausstrecken, den Rücken rund machen, Schultern einziehen, Hüfte raus, Po raus, Breitbeinig stehen, sich anlehnen, lässig angelehnt, zurückzucken, zucken, rucken, zurückschrecken

Sonstiges

  • Blickkontakt halten, Blickkontakt meiden, dem Blick ausweichen

  • Auf Distanz gehen

  • Mit Kleidungsstücken / Haarsträhnen spielen

  • Gangarten, ausladend, breite Schritte, kurze Schritte, tippeln, hüpfend, schwungvoll

  • Auf die Uhr schauen

  • Sich an etwas klammern

  • Daumen hoch, Daumen runter, Hände verneinend fuchteln lassen

  • Am Stift kauen, sich zum Kragen fassen, am Hemd zupfen, zu Hemdknöpfen greifen, an den Gürtel greifen, Hände in den Hosentaschen, Hand auf dem anderen Arm ruhen lassen, zur Krawatte greifen

  • Rot werden, rote Ohren kriegen, heißes Gesicht bekommen

Ein schlechter Sprachgenerator.
Damit du es besser machen kannst. (das ist btw. keine AI, das ist ein langweiliges Zufalls-Skript)

Viele der Sätze werden wenig Sinn ergeben, gerade das ist es, was wir beim Schreiben vermeiden wollen. Nutze die Analyse des vom Skript generierten Textes zum Lernen. Schau, wie sich die Bedeutung der immer gleichen wörtlichen Rede verändert, nur durch die Beschreibung der Sprechweise und der Tätigkeit. Vor allem die Reihenfolge der Informationen ist oft völlig falsch und vermittelt ein schiefes Bild. Analysiere, was das mit dir macht.

Und dann überlege dir, wie du sie schöner gestalten könntest.

Um zu zeigen, dass jemand überrascht ist, kannst du das Wort „überrascht“ nutzen, aber spannender wird es, wenn du die Emotion nicht erklärst, sondern zeigst. Dann kannst du vielleicht sogar überrascht streichen. Oder ist die Unterhaltung gerade knapp und direkt und du hattest schon viel Tätigkeitsbeschreibung, dass du sie vielleicht einmal streichen solltest und ein adverb reinhauen darfst? Genau über so etwas gilt es nachzudenken.

Obendrein haben sich hier auch noch ein paar Fallen versteckt.
„Das geht so nicht“, reflektierte er.

Also reflektieren ist eigentlich keine Sprachart, es sei denn, man ist ein Reflektor und spiegelt Licht wie Morsezeichen, zudem erkennen wir an der wörtlichen Rede bereits, dass die Person reflektiert hat - oder im besten Fall, dürfen wir das „reflektieren“ erleben.

Nutze die generierten "Wörtliche-Rede-Desaster” und mach es besser!